Die Kollision, die das sardische-korsische Massiv miteinbezog begann im Tertiär (Mittel- und Obereozän, 45 – 37 Ma), nachdem die in der Unterkreide begonnene Schließung des Piemont-Ligurischen Ozeans ihren Abschluss gefunden hat. Ab dem Oligozän (30 – 28 Ma) führt die Druckverformung zur Bildung eines Vortiefenkettensystems, das mit der Zeit und im Raum von Westen (Bereich Toskana) nach Osten (Bereich Umbrien-Marken) durch die Halbinsel bis zur Adria wandert.
In der Vortiefe findet die Turbiditsedimentation statt (Ricci Lucchi, 1990) und als die Kettenfront im Miozän den Bereich Umbrien-Marken erreicht, öffnet sich ein neues Vortiefebecken, in dem die Ablagerung von Sandstein-Mergel stattfindet (Ricci Lucchi, 1986). Auf die verdichtenden Phasen, die für die Stapelung der wichtigsten tektonischen Einheiten der Apennin-Kette verantwortlich sind, etabliert sich ein entspannendes Regime, das mit der Zeit ebenfalls von SW nach NO wandert und durch eine Serie, hauptsächlich gegen Westen entstehender normaler Verschiebungen zur teilweisen Abspaltung des vorab gebildeten strukturellen Gefüges führt.
Die Sandstein- und Mergelformation, die Teil der Sedimentabfolge Umbrien-Marken- Romagna ist, ist eine der stärksten und gebietlich am weitesten verbreiteten Turbiditeinheiten des nördlichen Apennins. Sie besteht aus Sandstein, Silt und Mergel, die durch Turbiditströme neuerlich abgelagert wurden. Auslöser hierfür waren Unterwassererdrutsche, Erdbeben, Stürme in einem schmalen und langen Meeresbecken am Rande der sich bildenden Apenninkette (Vortiefe). Die in apenninische Richtung, NW-SO WNW-OSO, ausgerichtete Achse der Ablagerungen dieses Beckens verschob sich mit der Zeit nach NO, was die Verformung der Kette und die Entwicklung von Falten- und Überschiebungsstrukturen (Thrust) zur Folge hatte, die mit Richtung NO in das adriatische Vorland wanderten (Boccaletti et al., 1980).Auf regionaler Ebene unterteilten die Autoren die Mergel- und Sandsteinformation in 14 Subformationen, die sich durch ein variables lithologisches Verhältnis der Sandstein-Pelit-Paarung der Turbiditablagerung charakterisieren. Im Gebiet des Anwesens Tenuta Colombarda tritt die Mergel- und Sandsteinformation als Unterformation Castel del Rio zutage (Abb. 4: FMA 12a) und kann an den Böschungen am Rand der bestockten Flächen auf der Westseite der Fläche 1 (Abb. 6) südlich der Fläche 2 (Abb. 7) und nördlich der Fläche 3 (Abb. 8) beobachtet werden.
Von einem lithologischen Standpunkt her gesehen setzt sich die Unterformation Castel del Rio aus Sandstein- und Pelitturbiditen mit sehr unterschiedlichen lithologischen Merkmalen zusammen. Insbesondere sind im berücksichtigten Gebiet grobe bis feine, nicht sehr zementierte feldspathaltige Sandsteinformationen zu beobachten, die in dezimetrisch dicken (Weinberg 3, Abb. 8) bis metrisch dicken Schichten organisiert sind. Die stärksten Schichten, zuweilen auf mikrokonglomeratischer Basis, enthalten pelitische Einschlüsse und präsentieren sich in mehrere Meter starken, amalgamierten Schichten (Weinberg 1, Abb. 6). Im berücksichtigten Gebiet tritt ferner Altschutt aus dem Spätquartär zutage, der auf das Supersynthem Emilia-Romagna im mittleren Pleistozän – Holozän (ca. 650.000 Jahre BP – Heute) zurückzuführen ist. Das Supersynthem Emilia-Romagna ist die stratigraphische Einheit, welche die Gruppe der Quartärablagerungen kontinentalen Ursprungs umfasst, die am Rande des padanischen Apennins zutage treten, und der daran gebundenen Ablagerungen im Untergrund der Emilia Nischen Ebene (Martelli, Amoroso, Severin, 2009).